Frauenquote? Damentoiletten!

Deutschland braucht eine Frauenquote? Nein, was Deutschland wirklich braucht, sind Damentoiletten in Chefetagen. Denn wenn die weibliche Hälfte der Welt dort nur eine Örtlichkeit für Herren vorfindet, heißt das ja nur allzu deutlich: Hier habt Ihr nichts zu suchen!

So erlebt just einen Tag nach dem Weltfrauentag (8. März) in der obersten Etage einer Genossenschaftsbank im Bergischen Land, die normalerweise dem Vorstand und Aufsichtsrat vorbehalten ist. Auf die Nachfrage, wo die Toiletten sind, kam die leicht beschämte Antwort, es gebe nur eine für Herren. Beim beherzten Vorbeischreiten an der üblichen Herren-Toiletten-Ausstattung wurden die Gesichtszüge des Gefragten nicht gerade entspannter.

Beim anschließenden Pressegespäch ging es dann um die guten Zahlen 2010 und das soziale Sponsoring der Bank, das dem Vorstand nach eigenen Angaben viel Freude bereite. Toll! Sehr zukunftsgerichtet, wurden doch vor allem Projekte für Kinder finanziert. Noch toller wäre jedoch ein Damen-Toiletten-Sponsoring im eigenen Haus.

Hey Jungs, wenigstens eine – wenigstens für Eure weiblichen Gäste! Aber so bleibt am Ende nur der Tipp: Schaut Euch die Toiletten in den oberen Etagen von Geschäftshäusern an und Ihr wisst, was ein Unternehmen von Frauen in Führungspositionen hält…

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Auszeichnung auf der CeBit

Dass Wuppertals Studenten durchaus innovativ sein können, haben sie nicht zuletzt beim „Solar Decathlon Europe 2010“ bewiesen, sondern nun auch wieder bei der CeBit: Patrick Bliss und Christian Wiciok, Absolventen des Studiengangs Industrial Design, wurden in Hannover für ihre Diplomarbeiten mit einem „universal design award“ ausgezeichnet. Eine Expertenjury unter dem Vorsitz von Wolfgang Sattler von der Bauhaus-Universität Weimar wählte ihre Ideen aus 114 Einreichungen aus 14 Ländern aus. Bliss wurde zudem von einer Jury aus 100 Verbrauchern zwischen 14 und 78 Jahren mit dem „consumer favorite“ ausgezeichnet.

Patrick Bliss entwickelte das Konzept „ORIO – Universeller Wassertourismus“, bei dem auch Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung ermöglicht wird, selbstständig eine Bootsfahrt zu machen. Dabei wird ein Boot auf seine nötigsten Funktionen reduziert, um eine einfache Bedienung zu ermöglichen, die weder Wissen noch Erfahrung erfordert.

Christian Wiciok hat ein Spielsystem unter dem Namen „The next lap“ entwickelt, das analoges Lernen mit digitalem Spielen verbinden soll. Dabei wird ganz traditionell mit einem Spielfeld und Figuren gespielt, wobei ein Sensor erkennt, wo sich die Spielfiguren gerade auf dem Feld befinden. Eine Konsole stellt daraufhin immer wieder neue Aufgaben, die mit Animationen, Videos und Hilfestellungen erklärt werden.

Insgesamt wurden 26 Beiträge mit dem „universal design award“ ausgezeichnet. Sieben Mal wurde der Preis „comsumer favorite“ vergeben. Ausgezeichnet werden Produkte, Konzepte, Gestaltungen  und Dienstleistungen, die einfache Nutzungen ermöglichen und sowohl für junge als auch alte, behinderte und gesunde Menschen in gleichem Maße gut zu nutzen sind.

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Studentenwohnheim war gestern

Niedrigenergiehaus, Passivhaus und jetzt ein Plusenergiehaus – zu sehen bereits beim Internationalen Wettbewerb „Solar Decathlon Europe 2010“ und dort von Spaniens König Juan Carlos bewundert. Nun hat das Haus in der Wuppertaler Harald-Leipnitz-Straße einen festen Standort gefunden.

40 Studenten der Bergischen Universität Wuppertal aus den Fachbereichen Architektur, Bauingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaft, Design und Maschinenbau unter  Anleitung der Professoren Anett-Maud Joppien und Karsten Voss haben das Haus geplant, entworfen und gebaut – und damit den sechsten Platz des Wettbewerbs belegt.

Grundidee des Hauses war es, einen Wohnraum zu schaffen, der sich architektonisch und energetisch an die unterschiedlichsten Klimazonen in Europa anpassen soll, in dem man also sowohl bei Hitze als auch Kälte angenehm leben kann.

Vereinfacht gesagt besteht das Haus aus einem Kubus mit zwei solaraktiven Wandscheiben, zwei Terrassen, einem Patio sowie einer Fotovoltaik- und Solarthemienanlage. Man ahnt es schon: Damit ist nicht nur die Energieversorgung des Hauses gesichert, sondern auch darüber hinaus wird Strom erzeugt, also „Plus“ gemacht. In Spanien lag dieses Plus bei dem 3,5-fachen des Eigenbedarfs, in Wuppertal soll man immerhin noch auf den zweifachen Bedarf kommen, heißt es bei der Bergischen Universität.

Ein Architekturstudent wird nun mit seiner Freundin in dem kleinen, aber durchaus feinen Haus wohnen – was jenseits aller Vorstellung von Studentenwohnheimen (und seien sie noch so modern) liegen dürfte. Denn wer kann schon von sich behaupten, als Student in einem 500.000 Euro teuren Haus zu wohnen, bei dem das Geld dann auch noch vom Bundeswirtschaftsministerium kam?

Dafür leben die beiden nun in und mit einem begehbaren Multifunktionsmöbel, das auf zwei Etagen alle wichtigen Funktionen wie Schlafen, Waschen, Arbeiten und Verstauen ermöglicht. Separat, aber ebenso effizient ist der Kochbereich mit Klapptisch und -stühlen, die bei Bedarf zur Seite gestellt werden können. Zusammen macht das 50 Quadratmeter, die bei schönem Wetter durch die Terrassen und die begehbare Dachterrasse (Patio) fast beliebig erweitert werden können.

Die beiden Bewohner werden nun testen, ob das Haus nicht nur effektvoll, sondern auch effektiv ist, bevor es für alle angeboten werden könnte. Im Blick haben die Studenten dabei Ferienhäuser, in denen man in so einem Haus „Urlaub in der Zukunft“ machen könnte – mit dem Nebeneffekt, sich über zukünftige Wohnformen auch über die Ferientage hinaus Gedanken machen zu können.

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Neues von Ikea?

Um zu bekräftigen, dass die schwedische Möbelhauskette Ikea wirklich nach Wuppertal kommt, hat die Stadtverwaltung eine Vorlage zum „Sachstand zur Ansiedlung Ikea-Homepark“ veröffentlicht, die einen Zeitplan zur Eröffnung bis 2014 enthält. Darin heißt es unter anderem, dass in diesem Jahr der Sortimentmix festgelegt werden soll, und zwar auf Grundlage des Einzelhandelsgutachtens. Das legt fest, dass auf der „grünen Wiese“ zum Beispiel kein Innenstadt-relevantes Sortiment angeboten werden darf. Möbel sind das in der Regel eher nicht, Servietten und Teelichter, die fast jeder Ikea-Besucher (zumindest der weibliche) im Einkaufswagen hat, aber schon. Die dürfen eine gewisse Prozentzahl am Sortiment nicht überschreiten – dann geht es nämlich doch. Oder so ähnlich.

Zudem ist auffallend oft das Wort „Konsens“ zu lesen, denn es gibt noch einiges, was abgestimmt werden muss: Was sagen die Nachbarstädte zur Ansiedlung, was sagen die Umweltschützer, was die Anwohner – und ist das (in welcher Form auch immer) relevant?

2012 steht die Konkretisierung des Plankonzeptes auf dem Programm, 2013 die Festlegung der Planinhalte und 2014 die Baubegleitung und Feinsteuerung bis zum Eröffnungstermin. So weit, so gut. Das hört sich im ersten Moment alles schön konkret an. Ist es bei genauer Betrachtung jedoch nicht ganz, denn in der Vorlage findet sich auch das kleine und gern übersehene Wörtchen „möglich“. Und so handelt es sich um einen „möglichen Zeitablauf“. Und was will uns das sagen? Noch hat Ikea nicht abschließend entschieden?

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Forum Maximum im…

Forum Maximum im – ja, im was? Ab sofort heißt es wahlweise im Live-Club-Barmen, in der Villa Media, in der Historischen Stadthalle und so weiter. Einfachheitshalber nennt es das Team um Martina Steimer nun Forum Maximum in Wuppertal.
Kann das funktionieren – nach langen Jahren erst am Arrenberg und dann im Rex-Theater? Die Station Barmer Bahnhof hat noch nicht einmal einen Monat gehalten. Warum nicht, liegt eher im Nebel. Von finanziellen Unstimmigkeiten zwischen Pächterin Steimer und dem Eigentümer-Ehepaar Rydl wird gemunkelt.

Zunächst war von einer gemeinsamen Erklärung die Rede. Die kam am 28. Februar 2011 jedoch nur von Martina Steimer „und dem Team vom Forum Maximum“. Der Name Rydl fiel nicht – was tief blicken lässt.
Grundsätzlich geht es wohl um ein Catering-Konzept, das Mehreinnahmen bringen sollte, aber dann doch nicht so festgezurrt wurde, wie dies Kurt Rydl zunächst wohl angenommen hatte. Damit dürften jedoch Einnahmen fehlen, mit denen der Opernsänger aus Wien fest gerechnet haben wird. Denn die Sanierung des Bahnhofs – vor allem in Sachen Brandschutz – wird er sicherlich nicht aus der Portokasse bezahlt haben.

Doch darauf wird er erst einmal sitzen bleiben, denn Martina Steimer macht weiter, nur eben an wechselnden Orten jenseits des gerade erst eröffneten Veranstaltungsorts in Sichtweite des Opernhauses. Ob das funktioniert, wird sich zeigen.
Gerade erst klagte das Taltontheater über wechselnde Spielorte nach der Aufkündigung des Rex-Theaters – ja, ebenfalls durch Steimer. Die Einnahmen des Taltontheaters gingen gerade wegen der unterschiedlichen Orte so stark zurück, dass die freien Theatermacher nun wieder einen festen Standort suchen – oder aufgeben wollen. Der Barmer Bahnhof dürfte für sie wohl keine Option sein, denn sie hoffen auf kulante Vermieter, die keine großen finanziellen Erwartungen haben.

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King Ping als Wuppertal-Krimi?

Mal abgesehen von dem Namen – „King Ping“ hört sich doch eher etwas nach Zeichentrickfilm an – ist die Idee gar nicht mal schlecht: Wuppertal soll seinen eigenen Krimi bekommen. Das ist nicht neu, ich erinnere nur an die Serie mit Heinz Hoenig, die über wenige Episoden jedoch nicht hinauskam. Das muss aber nicht unbedingt die Schuld des Schauplatzes gewesen sein.

Nun also ein neuer Versuch, der es zumindest wert ist, beachtet zu werden. Denn neben Namen wie Ann-Kathrin Kramer, Sierk Radzei und Mechthild Grossmann kommt auch der siebenminütige Trailer professionell daher: Die Bilder stimmen, ein musikalisches Leitmotiv steht bereits (Jan Kazda) und auch die Details sind gut inszeniert.

„King Ping“ soll als Mischung aus Krimi und Komödie angelegt werden, wobei ein ehemaliger Polizist, der wegen Selbstjustiz seinen Job verlor und nun als Pinguin-Pfleger im Zoo arbeitet, im Mittelpunkt steht. Dennoch muss er seine Nase wieder in Ermittlungen stecken, zumal ehemalige Kollegen zu Mordopfern wurden. Das sei eine Geschichte, die so oder ähnlich in jeder Stadt funktionieren könne, aber mit der Schwebebahn, den zahllosen Treppen der Stadt und überhaupt dem Auf und Ab zwischen Tal und Höhen viele Bilder biete, die in der Filmlandschaft noch weitgehend unverbraucht seien, heißt es beim Filmteam rund um den Produzenten und Drehbuchautor Dirk Michael Jäger.

Realisiert wurde der Einstieg mit breiter Wuppertaler Unterstützung, die beim Zoologischen Garten beginnt und bei dem Sponsorenehepaar Karolina und Martin Becker nicht aufhört. Doch genau hier liegt das Problem: Die Realisierung als Film – egal ob für die Kinoleinwand oder den heimischen Bildschirm – hängt allein von Sponsoren ab. Und da hat man natürlich wieder Wuppertals übliche Verdächtige gefragt: die Stadtsparkasse, die Barmenia Versicherungen und so weiter. Die sind aber auch gefragt, wenn es zum Beispiel um die weitere Nutzung des Schauspielhauses an der Kluse, einen Neubau für die Junior-Uni und weitere drängende Fragen in Wuppertal geht. Da wird sich den Marketing-Abteilungen sicherlich die Frage der Wertigkeit gestellt haben. Ich denke nicht, dass ein Wuppertal-Krimi dabei ganz oben auf der Liste stehen wird.

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Der Himmel über Wuppertal

Der Film „Pina“, den Wim Wenders nach dem Tod der Wuppertaler Choreografin Pina Bausch nun nicht mehr „über sie, sondern für sie“ gedreht hat, wäre zu ihren Lebzeiten so gar nicht möglich gewesen. Denn die Tänzerinnen und Tänzer des Tanztheaters Wuppertal sagen in wenigen Worten mehr über Bausch, als sie jemals über sich selbst preisgegeben hätte. Dabei erzählen die Tänzer eigentlich nur von sich selbst. Aber in dem, was Pina Bausch zu ihnen gesagt hat, liegt genau das, was das Tanztheater Wuppertal einzigartig und damit in der ganzen Welt berühmt gemacht hat.

Wim Wenders mag es bedauern, dass er so lange gezögert hat, diesen Film zu drehen – ganze 20 Jahre lang. Was fehlte, war die zündende Idee, wie man einen Tanzfilm so umsetzen kann, dass er mehr als eine Dokumentation wird. Die verbesserte 3D-Technik war dann das entscheidende Moment, auf das der deutsche Filmemacher so lange gewartet hat. Mit Pina Bausch besprach er noch, welche ihrer Stücke gezeigt werden sollten, dann wollte er die Tournee des Tanztheaters Wuppertal nach Südamerika und Asien begleiten. Doch im Juni 2009 starb die Choreografin und mit ihr zunächst auch der Film.

Doch mit „Pina“ als Reduktion auf die Tänzerinnen und Tänzer und die Bausch-Choreografien zeigt sich, dass der Film auch ohne die Gründerin für sich stehen kann. Hinzu kommen grandiose Aufnahmen von Wuppertal und Umgebung sowie vom Ruhrgebiet, die zeigen, dass hier eben keine „Sonntagsstädte“ sind, wie Pina Bausch selbst einmal sagte. Aber sie zeigen auch, warum sie sich hier so entfalten konnte – mehr als vielleicht in einer Weltstadt wie Paris, wie Wenders vor der Filmpremiere betonte.

Das lange Zögern Wenders, einen – diesen – Tanzfilm zu drehen, hat sich im Nachhinein ausgezahlt: Die Tanzsequenzen im herkömmlichen 2D wären eine schöne Dokumentation gewesen, in 3D bringen sie einem die Tänzer so nah, wie man ihnen im Theater nie kommen würde. Schweiß, Dreck, Muskeln und das Zucken der Augen und Münder erlebt man so hautnah, dass es einen wortwörtlich berührt. Tanzszenen werden nicht gezeigt, sondern ihnen wird Leben eingehaucht. Damit dürfte Wenders dann auch einen Maßstab für künftige Tanzfilme gesetzt haben. Denn getanzt wird viel in „Pina“, ganz nach ihrem eigenen Motto „tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“. Wobei: Verloren? Nein, ganz sicher nicht nach diesem Film. Und so hat ihn Wenders nach eigenen Angaben auch nicht nur für die gedreht, die Wuppertal und sein Tanztheater kennen.

Wuppertal habe den „Schatz“ Tanztheater Pina Bausch 30 Jahre lang gehütet, sagte Wenders ebenfalls vor der Filmpremiere. Nun hat er ein Kleinod geschaffen, das es wiederum zu bewahren gilt – mit allen Erinnerungen, die daran hängen, aber auch mit allem Elan, das Tanztheater ohne seine Gründerin fortbestehen zu lassen. Dass das möglich ist, zeigt der Film ebenfalls.

Einen Wermutstropfen gibt es dann aber doch: Die 3D-Brillen, wenn auch schon aus Plastik statt wie früher aus Pappe, sind nicht eben komfortabel und passen in Universalgröße nicht jedem, schon gar nicht Brillenträgern. Aber daran wird bis zum nächsten Tanzfilm sicherlich auch noch gefeilt.

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Ikea versus Fertighausausstellung

So manchen würde es freuen, offensichtlich vor allem Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung: eine Neuansiedlung des schwedischen Möbelhauses Ikea in Wuppertal. Eine örtliche Kombination mit der Fertighausausstellung „Eigenheim und Garten“ in Oberbarmen scheint dabei eine weitere gute Idee zu sein. Scheint – denn Jungs Plan ist es, den bisherigen Standort der Fertighausausstellung (ein städtisches Grundstück), dessen Pachtvertrag Ende 2013 ausläuft, Ikea zur Verfügung zu stellen – und die Ausstellung in unmittelbarer Nähe neu anzusiedeln.
Aber warum müssen denn gut 50 Fertighäuser erst abgerissen werden, um sie einige hundert Meter weiter wieder aufzubauen? Warum kann nicht Ikea „nebenan“ angesiedelt werden? Weil das Alternativ-Grundstück für Ikea zu klein ist. Das war auch schon ein Gelände auf den Wuppertaler Südhöhen, das ebenfalls für eine Ansiedlung des Möbelhauses im Gespräch war. Zudem glaubt die Stadt Wuppertal, dass mit dem Vorlauf bis 2014 die „Umsiedlung“ der Fertighäuser kein Problem sein sollte. Zudem sei das neue Grundstück über die gleiche Autobahn-Ausfahrt zu erreichen, für die Besucher würde sich also kaum etwas ändern, heißt es bei der Stadt.
Ist ein kleineres Grundstück nicht auch für die Fertighausausstellung zu klein? Das wäre wohl nicht das Problem, heißt es in der Pressestelle der Ausstellungsmacher in Fellbach. Man habe auf dem Grundstück einige Flächen, die nicht bebaut werden könnten, etwa einen See und Randflächen mit Böden, die eine Bebauung nicht zuließen.
Die Idee der Verlagerung hat bei den Ausstellungsmachern dennoch Protest hervorgerufen, weil „der seit 35 Jahren etablierte“ Standort aus ihrer Sicht nicht ganz so einfach versetzt werden könne – schon allein deshalb nicht, weil man die Aussteller nicht zu neuen Investitionen, die eine Verlagerung mit sich brächte, zwingen könne. Man wolle deshalb alles tun, den derzeitigen Standort zu erhalten, betont Andreas Speer, Geschäftsführer des Ausstellungsbetreibers.
Der Unwille der Fellbacher ist nicht das einzige Problem: In Nordrhein-Westfalen schreibt das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie in einer Gesetzesnovelle vom November 2006 zur Landesentwicklung vor, dass außerhalb der Zentren nur noch „großflächiger Einzelhandel, der für eine lebenswerte Entwicklung der Innenstädte nicht zwingend erforderlich ist“, genehmigt werde, also zum Beispiel Möbelhäuser, Gartenzentren und Baumärkte. Diese dürfen jedoch nur 10 Prozent oder maximal 2.500 Quadratmeter der Verkaufsfläche für „innenstadtrelevantes Sortiment“ einplanen. Bei Ikea ist es aber schnell mal das Doppelte oder Dreifache.
Doch das ist nicht die größte Sorge der Stadt: Es müsse langfristig eine Lösung geben, sonst könnte sich in Nordrhein-Westfalen eigentlich kein Möbelhaus mehr ansiedeln. Und die derzeitige Ikea-Ansiedlung in Köln habe auch funktioniert, so Volmerig.
Dort wurde die Gesetzesnovelle mithilfe der „Kölner Liste“ umgangen, die aufzählt, was „zentrenrelevant“ ist, dabei aber vieles weglässt, was bei Ikea zum Angebot gehört, zum Beispiel Matratzen, Lampen und Teppiche. Damit hat sich die Verkaufsfläche der zentrenrelevanten Artikel gleich verkleinert.
Bleibt die Frage, ob Wuppertal beides haben kann: Ikea und die Fertighausausstellung? Denn Letztere kann sich nur für den neuen Standort oder gegen die Stadt entscheiden, weil ihr das Grundstück nicht gehört. Und so habe man sich darauf verständigt, dass „jeder jetzt erst einmal seine Hausaufgaben macht“, heißt es aus Fellbach. Die wirkliche Entscheidung wird allerdings keiner von beiden, sondern allein Ikea treffen.

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Medikamente versus Schadstoffe

Da haben wir sie wieder: Die schöne bunte Welt der Medikamente, die in vielen rezeptfreien Varianten munter zur Selbstmedikation genutzt wird. Ab und zu mal eine Aspirin (als Wuppertalerin darf ich diese Marke nennen), gegen den Kopfschmerz oder eine beginnende Erkältung darf man sicherlich einnehmen – die Frage ist aber auch hier: Was heißt „ab und zu“? Für mich heißt das, vielleicht alle drei Monate, für andere monatlich und für manche ist die wöchentliche Einnahe auch noch in Ordnung.
Gravierender ist da schon der Einsatz von „härteren“ Schmerzmitteln, die in meinen Augen oftmals ebenfalls viel zu wahllos eingenommen werden. Kommen mehrere Medikamente zusammen – unter anderem, weil sie verschrieben wurden – und dann noch durch selbst verordnete ergänzt werden (sicher ist sicher), ist das für den Körper nicht gut. Im schlimmsten Fall sind Abhängigkeit, Ausschläge, Unverträglichkeiten, Leberschäden und immer wieder Krankenhausaufenthalte die Folge. Beispiele dafür gibt es genug.
Aber, und das ist ein Punkt, der bisher eher wenig beachtet wurde: Wer wahllos mit Medikamenten hantiert, schaden nicht nur sich, sondern auch der Umwelt und damit der ganzen Gesellschaft. Denn Kläranlagen haben zunehmend Probleme, die Schadstoffe, die durch Medikamente, aber zum Beispiel auch Röntgenkontrastmittel, Duftstoffe und Pflanzenschutzmittel ins Wasser gelangen, herauszufiltern. Dazu muss man wissen, dass etwa 50 Prozent des Wirkstoffes eines Medikamentes über den Urin in den Wasserkreislauf gelangt.
Das ist nichts Neues, wird aber durch bessere Nachweismethoden heute immer ersichtlicher. Bernd Wille, Vorstand des Wupperverbandes, der im Bergischen Land für elf Kläranlagen zuständig ist, sagt: „Sie werden immer etwas finden, egal was Sie untersuchen“. Problematisch dabei ist, dass man heute weiß, dass gut 5.000 dieser Spurenstoffe „umweltrelevant“, also schädlich für Umwelt, Tier und Mensch sind.
Die Wissenschaft stehe laut Wille hier erst am Anfang, um Kläranlagen so auszustatten, dass diese künstlich hergestellte Stoffe, offiziell anthropogene Spurenstoffe, zu 100 Prozent herausfiltern können. Der Wupperverband ist selbst mit dem Klärwerk Buchenhofen an einem wissenschaftlichen Projekt beteiligt, bei dem es um die Bindung der Spurenstoffe mithilfe von Pulveraktivkohle gehe. Erste Ergebnisse seien gegen Ende des Jahres zu erwarten. Innerhalb des gleichen Forschungsvorhabens des Landes Nordrhein-Westfalen testen andere Wasserverbände andere Methoden, etwa mittels Ozon und UV-Strahlen.
Bis das aber in die Produktreife geht und auch bei der kleinsten Kläranlage angekommen ist, gilt es, die Gesellschaft zu sensibilisieren, betont nicht nur Wille: Ein bewusster Umgang mit Medikamenten ist dabei ein erster, wichtiger Schritt.

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