Meistens ist der Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid eine runde Sache: Man trifft viele Menschen und der Gastredner ist in der Regel sehr gut – oftmals sogar mit Mehrwert für einen selbst. So weckte ein Redner vor vielen Jahren bei mir das Interesse an Twitter und Co. Gunter Dueck höre ich noch heute begeistert zu.
Doch in diesem Jahr war (fast) alles anders. Zum einen wird die Veranstaltung immer größer, was die Gespräche nach der Veranstaltung immer schwieriger macht; zumal sich eine nicht kleine Menge der um die 1.000 Besucher nach dem offiziellen Teil sofort hemmungs- und gnadenlos auf die Trink- und Speiseinseln stürzt (die natürlich kostenlos sind). In dem Gewusel jemanden zu finden, ist gar nicht so einfach.
Zum anderen werden die Reden der Kammerpräsidenten und Hauptgeschäftsführer immer länger und leider dabei immer belangloser. 40 Minuten über Platitüden zu reden, die nachher vom Redner selbst als „brisante Themen“ verkauft werden, sind nicht unbedingt das, was den Geist erhellt oder auch nur erfrischt.
Kommt dann noch ein Redner dazu, der eigentlich über die Wahl in den USA und die Folgen für Deutschland reden wollte, aber zum Beispiel das Wort USA nicht einmal in den Mund nimmt, weil er lieber über die Veränderungen der Kommunikation von den Bildern in der Sixtinischen Kapelle bis heute redet, ist die Erschöpfung nach über zwei Stunden eher groß.
Es ist ein bisschen so, dass man vor lauter Menschen den Einzelnen nicht mehr sieht, dass man vor lauter Reden die einzelnen Wörter nicht mehr hört. Hier wäre weniger sicherlich mehr gewesen. Einzig der Gastredner hat versucht, seinen Vortrag so zu straffen, dass man fast pünktlich zum Ende kam. Hier wäre jedoch wahrscheinlich mehr die bessere Variante gewesen. Aber dass ausgerechnet der Gastredner die Veranstaltung zumindest zeitlich rettet, spricht eigentlich schon für sich.