Alles begann mit einem neuen iPhone, auf dem schon vier Fotos waren. Wer hatte sie gemacht? Das fragt sich einer, der sich bis dahin selbst als absoluten Anhänger des Apple-Kults bezeichnet – und damit sowohl die Geräte als auch die Person von Steve Jobs meint: der US-amerikanische Autor und Schauspieler Mike Daisey; im gleichen Jahr geboren, in dem das Unternehmen gegründet wurde.
Doch wenn auf dem Handy Bilder sind, muss sie ja auch jemand gemacht haben. Das Nachdenken darüber lässt auch den Blick auf die Produktionsbedingungen nicht aus. Denn mit dem Beginn der Recherche war es nicht mehr weit zu den Anklagen von Nichtregierungsorganisationen, die auf Menschenrechtsverletzungen in den überwiegend chinesischen Produktionsstätten aufmerksam machen. Im Mittelpunkt steht dabei Shenzhen, auch iCity genannt, und eine ganz eigene und auch abgeschlossene Fabrikwelt, unter anderem des Elektronikproduzenten Foxconn.
Dem schloss sich die weitere Frage an: Wenn das doch alles bekannt ist, warum ist es dann kein allzu großes Thema in den Medien? Sollte es uns, die Handy- und sonstige Technologiejünger, nicht auch selbst kümmern?
Daisey reist nach China, versucht, in die iCity zu kommen, mit den Arbeitern zu sprechen, zum Beispiel über die unzähligen Selbstmorde, die sich dort abgespielt haben sollen. Entstanden ist daraus das Ein-Personenstück „Die Agonie und Ekstase des Steve Jobs“, die auch viele autobiografische Elemente enthält. Das Stück wurde 2010 uraufgeführt, kurz nachdem Steve Jobs gestorben ist.
Aber: So faszinierend die Geschichte, so gut sie erzählt ist und scheinbar viele Fakten enthält – sie bildet den Rahmen eines Theaterstücks und erhebt schon deshalb keinen absoluten Anspruch auf Wahrheit. Das wird dem Autor immer wieder vorgehalten, darum hat er das Stück nach der Uraufführung in New York noch einmal ändern müssen. Aber Theater bildet nur ab, es ist nicht die Realität.
Die deutsche Erstaufführung fand 2012 in Dortmund mit Andreas Beck statt – und dort wird das Stück im urigen Studio bis heute gespielt. Und obwohl es ein Monolog ohne Pause ist, vergehen die gut 80 Minuten wie im Flug. Beck schafft es, die Bilder so lebendig zu erzählen, die kaum vorhandene Kulisse so zu nutzen, dass man mitten im Geschehen zu sein scheint. Das ist sowohl für Apple-Jünger als auch -Negierer toll und sicherlich auch für ein ganz junges Publikum interessant, denn es geht um ihr liebstes Stück: das Handy – egal welcher Marke.