Wie kann die Welt vor der Überbevölkerung gerettet werden? Diese Frage stellen sich nicht nur Wissenschaftler und Politiker, sondern sie wird auch immer wieder in Romanen gestellt – wenn das auch manchmal ein wenig verschleiert oder überraschend vorkommt.
Dazu gehören „Eine Billion Dollar“ von Andreas Eschbach und „Er ist wieder da“ von Timur Vermes. Während John Fontanelli aus dem Eschbach-Buch versucht, mithilfe seines billionenschweren Erbes die richtige Strategie zu finden, um die Welt zu retten, spricht in Vermes Buch der wiederauferstandene Adolf Hitler ganz selbstverständlich davon, dass seine Kriege darin begründet waren, die Welt vor der Überbevölkerung zu retten – oder in diesem Fall wohl eher, den Deutschen mehr Lebensraum und Macht mitsamt aller damit verbundenen Ressourcen zu verschaffen.
Wenn man die beiden Bücher zeitgleich liest, werden einem nach und nach die Parallelen zwischen Hitler und Malcom McCaine offensichtlich, dem sich der Millionenerbe John anvertraut, weil er selbst nicht weiß, wie er sein Geld anlegen soll. McCains Plan ist es zum Beispiel, durch die Ausbreitung von Aids die Weltbevölkerung zu dezimieren, indem man kein Geld mehr in die Forschung steckt und auf der anderen Seite die Medikamente für Menschen in armen Ländern unerschwinglich macht.
Und auch, wie der Weltkonzern Fontanelli und Hitler an die Macht kamen, ist nicht unähnlich. Während in Eschbachs Roman Geld, Drohungen und Erpressung den Machtausbau vorantreiben, sind es in Vermes Buch nach Aussage des Ich-Erzählers Hitler in erster Linie Schlägertrupps gewesen, die die Macht seiner Partei in die Köpfe der Menschen geprügelt haben. Gute Politik und die richtigen Argumente sind es in beiden Fällen jedenfalls nicht gewesen, was John Fontanelli fast zu spät erkennt. Die deutsche Bevölkerung hat es ebenfalls zu spät erkannt. Da saß Hitler schon fest im Sattel.
Und auch der wiederauferstandene Hitler kommt im Berlin der 2010er Jahre wieder viel zu leicht voran, weil alle ihn für einen brillanten Komiker halten, der Hitler perfekt imitieren kann. Doch ob das tatsächlich lustig ist? Auch das Bild des jüngst zurückgetretenen Pegida-Vorstands Lutz Bachmann fanden die meisten nicht witzig. Doch ihm ist es zuvor gelungen, ebenfalls die Massen hinter sich zu bringen.
Was sagt uns das – nicht nur in heutiger Zeit? Die Hitlers dieser Welt waren immer da, in welcher Gestalt sie auch gerade daherkommen: ob als windiger, aber mächtiger Geschäftsmann, als wiederauferstandener Diktator oder sich volksnah gebender Aktivist mit verschleierter rechter Gesinnung. Und noch etwas: um die Lösung der Frage nach der Überbevölkerung oder – was eigentlich dahinter stecken sollte, nämlich der gerechten Verteilung der Welt, ihrer Ressourcen und Güter – geht es keinem von ihnen. Also Augen auf: er war nie weg, ist immer noch da.