„TalPassion“ von Annette Marks

Passionsweg, Kirche? Damit haben heute vor allem junge Menschen nicht mehr viel zu tun. Doch wie man genau die Jungen wieder in die Kirche bekommen könnte, zeigt derzeit die Ausstellung „TalPassion“ von Annette Marks in der Laurentius-Kirche in Wuppertal-Elberfeld.
Gleich am Anfang finden sie sich quasi selbst wieder: In leuchtendem Orange und Blau schwebt über dem Kopf der Eintretenden das Bild des ungläubigen Thomas‘. Ein junges Mädchen auf dem Bild hat (natürlich) nichts anderes zu tun, als die Szene zu fotografieren, in der Thomas nicht glaubt, den Gekreuzigten wieder lebend vor sich zu sehen. Doch was ist das? Das Handy-Display zeigt kein Bild, sondern eine leere Fläche.

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Und schon ist man mitten in der modernen Passionsgeschichte. Doch genau darin steckt auch die Krux, denn man ist tatsächlich gleich mitten im Kreuzweg. Krux deshalb, weil dem Eintretenden nicht auf Anhieb klar wird, wo dieser Kreuzweg beginnt. Doch ein Problem ist das eigentlich nicht, denn so kann man die Bilder in ihrer Wucht auch ganz einfach so auf sich wirken lassen – die Farben, die harten Kanten, die grob geschnitzten Figuren, die auf eigentümliche Weise die Grausamkeit des Kreuzigungsprozesses auf den Betrachter übertragen. Auf der anderen Seite zieht die Farbigkeit immer wieder die Blicke auf die Bilder. Nur die Kreuzigung selbst bleibt eine Schwarz-Weiß-Zeichnung.
Die Adaption der heutigen Zeit gelingt Marks dabei auch ganz subtil, wenn das Bild zur „Geißelung“ mit dem dornengekrönten Jesus im roten Gewand im Vordergrund einen starken Kontrast zu den grau-schwarzen Schlägern im Hintergrund bilden. Das hinterlässt durchaus ein leises Grauen, erinnern die Schläger doch an Neonazis, die Farbigkeit an eine Hakenkreuzfahne. Hilfestellung bei der „TalPassion“ bietet ein Faltblatt, das Bilder und Station beschreibt und in der Kirche ausliegt.
Für alle, die den Weg in die Kirche scheuen, sind die acht Motive auch auf großen Plakaten in der Elberfelder Innenstadt zu finden – entlang des Weges, dem die Karfreitagsprozession der Italienischen Mission auch in diesem Jahr wieder folgen wird.
Für den einen oder anderen könnte diese Kunst im öffentlichen Raum vielleicht auch der Einstieg sein, sich näher mit ihr (und der Passionsgeschichte) zu beschäftigen. Stationen sind unter anderem die evangelische Citykirche, das Uhrenmuseum, das Verwaltungsgebäude am Neumarkt und der Eingang zur Friedrich-Ebert-Straße. Die „TalPassion“ endet an der Marienkirche an der Hardt.

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