Die Bergische Universität Wuppertal kooperiert seit neuestem mit der University of Michigan und dabei insbesondere mit dem Standort Flint, einem von drei der US-amerikanischen Uni. Schwerpunkte sollen neben den naheliegenden Fachbereichen Amerikanistik und Anglistik auch die Wirtschaftswissenschaften sein.
War da nicht was? Kennen wir Flint nicht bereits in einem weniger erfreulichen Zusammenhang in Sachen Wirtschaft? Spätestens mit der Schließung von Opel in Bochum sollten hier einige aufmerksam werden, denn Flint ist einer der größten Produktionsstandorte von General Motors (GM) gewesen. Mit der Verlagerung der Produktion nach Mexiko begann der Niedergang der Stadt. Zurück blieben bis heute viele der rund 120.000 Einwohner, die unterhalb der Armutsgrenze leben und zahlreiche Umweltschäden, die die Automobilindustrie verursacht hat.
Weil auch viele Zulieferer in den Abgrund rutschten, galt Flint in den Medien immer wieder als warnendes Beispiel für eine Monostruktur. Einer der größten Kritiker ist der Filmemacher und Buchautor Michael Moore, der mit dem Dokumentarfilm „Roger & me“ erstmals bekannt wurde. Scheinbar dokumentiert hat Moore dabei nicht nur den Niedergang seiner Geburtsstadt, sondern auch den angeblich dreijährigen, immer wieder fehlgeschlagenen Versuch, ein Interview mit Roger Smith, dem damaligen Geschäftsführer von GM, zu führen. Heute weiß man, dass dies nicht ganz der Wahrheit entspricht, aber der Schaden, den der Rückzug von GM aus der heimischen Produktion hinterlassen hat – und den Moore auch in späteren Filmen immer wieder aufgegriffen hat – ist doch nicht wegzudiskutieren, wenn Moore auch gerne über das Ziel hinausschießt. Aber dass der Konzern seine Standorte eher emotionslos schließt, können wir gerade wieder in Bochum sehen.
Dass Bochum die Opel-Schließung nicht so treffen wird, wie die Produktionsschließung zum Ende der 1980er Jahre Flint getroffen hat, liegt unter anderem daran, dass dort auch noch andere Wirtschaftsschwerpunkte aufgebaut wurden, zum Beispiel in Sachen Gesundheit.
Und nun die Kooperation zwischen Flint und Wuppertal. Die Schwebebahnstadt wurde schon immer als „Industrieller Tausendfüßler“ bezeichnet, bietet also eher das Gegenteil einer Monostruktur, wenn auch hier ein Schwerpunkt nach wie vor in der Automobilindustrie liegt, vor allem bei den Zulieferern, die die Schließung von Opel ebenfalls zum Teil spüren werden. Wenn bei der Kooperation also nicht nur der wissenschaftliche Austausch gesucht wird, sondern auch die jeweilige Geschichte mit einbezogen wird, könnte das tatsächlich eine interessante Sache werden. Da reicht es schon, die eigenen Erfahrungen in Sachen Wirtschaft auszutauschen, vom Positiven wie Negativen zu lernen. Vielleicht sollten wir dann auch Michael Moore zu einer Schwebebahnfahrt einladen…