„Mädelsache“ überschreiben Andrea Röpke und Andreas Speit ihr neues Buch in Sachen Neonazis. Diesmal legen die Buchautoren den Fokus auf die Mädchen und Frauen, die sich rechtem Gedankengut und den Rechtsradikalen zugewandt haben.
Überraschend ist in dem Buch vor allem, dass sich der Kampf weiblicher Neonazis nicht nur auf die Durchsetzung der eigenen Ideen richtet, sondern vielmehr auch ein Kampf gegen die eigene Ideologie zu sein scheint. Denn Frauen gelten in der rechten Szene erst einmal als (zukünftige) Mütter, die für die Aufrechterhaltung der eigenen Rasse zuständig sind. Als Kämpferinnen auf der Straße oder gar politische Akteurinnen sind sie nicht vorgesehen.
Doch gerade junge Frauen, die nicht aus einer Familie kommen, die sie mit rechter Gesinnung erzogen hat (was wohl oftmals der Fall ist), fühlen sich da vor den Kopf gestoßen; manchmal so stark, dass dies für sie schließlich ein Grund ist, auszusteigen.
Aber das Buch enthält noch viele weitere interessante Aspekte: Rechte Frauen werden zum Beispiel gezielt dazu aufgerufen, soziale Berufe zu ergreifen, damit sie als Lehrerin, Erzieherin, Tagesmutter oder auch Hebamme Einfluss auf Kinder und Jugendliche ausüben können.
Dieses dann von außen zu erkennen, ist auf den ersten Blick nicht ganz einfach, geben sich viele rechte Familien oftmals als naturnah und alternativ aus. Verwechslungen mit „Ökos“ sind nicht selten.
Deshalb ist es um so wichtiger, als Vater und Mutter genau hinzuhören, was die Kinder mit auf den Weg bekommen. Hellhörig darf man zum Beispiel werden, wenn die klassischen Rollenbilder im Gegensatz zur freien Entfaltung propagiert werden oder wenn zu deutlich betont werde, dass man für alle deutschen Kinder da sei – was solche mit Migrationshintergrund gleichsam ausschließt.
Ermutigt werden rechte Frauen und Männer zudem, sich als Schöffen zu bewerben, um Linksradikale und Ausländer anders beurteilen zu können als „gute Deutsche“. Einmal gewählt, könne die Entscheidung nicht rückgängig gemacht werden. Gleiches gelte im Berufsleben: Eine rechte Gesinnung oder Parteiangehörigkeit ist kein Kündigungsgrund, wenn diese nicht verboten ist.
Meist ist eine Versetzung in einen Bereich ohne Kinder und Jugendliche die Folge. Oder es kann zu einem Vergleich kommen, wenn bewiesen werden kann, dass die Mitarbeiter ihre Arbeit und politische Einstellung nicht eindeutig trennen können.
Grundsätzlich gelte heute die NPD-Parole „raus aus den Hinterzimmern, rein in die Vereine“; wobei der politische Hintergrund eher oder erst einmal verschleiert werden soll. Dabei empfehlen die beiden Buchautoren, Mitarbeiter und Ehrenamtliche zu fragen, wie sie sich vorstellen, mit nicht-deutschen Kindern und Jugendlichen umzugehen.
Wer unsicher ist, kann Beratungsnetzwerke wie die Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz befragen.
Leseempfehlung: Andrea Röpke und Andreas Speit: Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene, Berlin 2011