Was macht man mit alten Industrieanlagen – zumal Zechen und Hochöfen -, die nicht mehr gebraucht werden? Gerade die Städte wehren sich bis heute mit Händen und Füßen, die Anlagen von den Industriegiganten wie Thyssen zu übernehmen. Also ließ man sie zunächst einfach mal stehen, was in vielen Fällen nichts anderes bedeutete, als sie verrotten zu lassen.
Die erste Wende brachte die Internationale Bauausstellung in den 1990er Jahren, bei der zum Beispiel ein alter Hochofen in Duisburg zum Landschaftspark Nord umgewandelt wurde. Ein Lichtkonzept mit den Farben Blau, Rot und Grün zog und zieht bis heute vor allem Nachtschwärmer an, sich den Kollos anzuschauen – oder zu fotografieren. Denn stündlich wechselt die Beleuchtung, setzt mal dieses, mal jenes in das farbige Licht.
Den alten Scheibengasbehälter, der zur Hälfte zurückgebaut wurde, machte sich ein Tauchverein in siebenjähriger Arbeit zunutze. Heute können dort Tauchgänge zu alten Wracks vom Auto bis zum Flugzeug absolviert werden.
Der Deutsche Alpenverein, Sektion Duisburg, nutzt einen Teil des Geländes als Klettergarten. Es gibt sogar eine Hütte mit Übernachtungsmöglichkeit für auswärtige Gäste, die die am tiefsten gelegene Deutschlands ist.
Den zweiten Schub in Sachen Strukturwandel brachte die Kulturhauptstadt Ruhr 2010. Im Landschaftspark konnte sich eine schöne Gastronomie ansiedeln und die Parklandschaft verdient heute auch tatsächlich diesen Namen mitsamt Anschluss an einen Radweg – zumal sich die Natur immer mehr Raum zurückerobert. Geblieben ist etwas mehr Aufmerksamkeit, diese alten Schätze wiederzuentdecken.
Die braucht der Park auch, denn die Bewirtschaftung und Erhaltung des heutigen Denkmals kostet rund vier Millionen Euro im Jahr. Aber die Veranstaltungshallen sind nur rund 100 Tage pro Jahr ausgebucht. Das ist zu wenig, um wirklich wirtschaftlich zu sein.
Aber da gibt es noch die Führungen, die zwar auch nicht viel Geld bringen dürften, aber den Blick für den Landschaftspark öffnen. Denn alte Hüttenwerker führen selbst durch die Anlage und erklären hautnah, wie zum Beispiel die Arbeit am Hochofen in den 1950er, 60er und 70er Jahren war. Da wird von verbrannter Kleidung, heiß geliebten Astbestmänteln und dem Frust erzählt, als den Arbeitern diese wieder abgenommen wurden, um die Gesundheit der Arbeiter zu schützen.
Was harte Arbeit ist und wie man damals Arbeits- und Sicherheitsschutz definierte, bekommt dabei eine völlig neue Bedeutung. Eine Besonderheit sind die sogenannten Fackelführungen, die um 21 Uhr beginnen.
Ansonsten ist der Park rund um die Uhr für Besucher geöffnet, kann man auch selbst auf Entdeckungstour gehen, picknicken und vieles mehr – alles bei freiem Eintritt und kostenlosen Parkplätzen.
Gute Hinweise! Ich werde mich damit mal intensiver beschäftigen! Bin gespannt auf neue Posts!