So manchen würde es freuen, offensichtlich vor allem Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung: eine Neuansiedlung des schwedischen Möbelhauses Ikea in Wuppertal. Eine örtliche Kombination mit der Fertighausausstellung „Eigenheim und Garten“ in Oberbarmen scheint dabei eine weitere gute Idee zu sein. Scheint – denn Jungs Plan ist es, den bisherigen Standort der Fertighausausstellung (ein städtisches Grundstück), dessen Pachtvertrag Ende 2013 ausläuft, Ikea zur Verfügung zu stellen – und die Ausstellung in unmittelbarer Nähe neu anzusiedeln.
Aber warum müssen denn gut 50 Fertighäuser erst abgerissen werden, um sie einige hundert Meter weiter wieder aufzubauen? Warum kann nicht Ikea „nebenan“ angesiedelt werden? Weil das Alternativ-Grundstück für Ikea zu klein ist. Das war auch schon ein Gelände auf den Wuppertaler Südhöhen, das ebenfalls für eine Ansiedlung des Möbelhauses im Gespräch war. Zudem glaubt die Stadt Wuppertal, dass mit dem Vorlauf bis 2014 die „Umsiedlung“ der Fertighäuser kein Problem sein sollte. Zudem sei das neue Grundstück über die gleiche Autobahn-Ausfahrt zu erreichen, für die Besucher würde sich also kaum etwas ändern, heißt es bei der Stadt.
Ist ein kleineres Grundstück nicht auch für die Fertighausausstellung zu klein? Das wäre wohl nicht das Problem, heißt es in der Pressestelle der Ausstellungsmacher in Fellbach. Man habe auf dem Grundstück einige Flächen, die nicht bebaut werden könnten, etwa einen See und Randflächen mit Böden, die eine Bebauung nicht zuließen.
Die Idee der Verlagerung hat bei den Ausstellungsmachern dennoch Protest hervorgerufen, weil „der seit 35 Jahren etablierte“ Standort aus ihrer Sicht nicht ganz so einfach versetzt werden könne – schon allein deshalb nicht, weil man die Aussteller nicht zu neuen Investitionen, die eine Verlagerung mit sich brächte, zwingen könne. Man wolle deshalb alles tun, den derzeitigen Standort zu erhalten, betont Andreas Speer, Geschäftsführer des Ausstellungsbetreibers.
Der Unwille der Fellbacher ist nicht das einzige Problem: In Nordrhein-Westfalen schreibt das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie in einer Gesetzesnovelle vom November 2006 zur Landesentwicklung vor, dass außerhalb der Zentren nur noch „großflächiger Einzelhandel, der für eine lebenswerte Entwicklung der Innenstädte nicht zwingend erforderlich ist“, genehmigt werde, also zum Beispiel Möbelhäuser, Gartenzentren und Baumärkte. Diese dürfen jedoch nur 10 Prozent oder maximal 2.500 Quadratmeter der Verkaufsfläche für „innenstadtrelevantes Sortiment“ einplanen. Bei Ikea ist es aber schnell mal das Doppelte oder Dreifache.
Doch das ist nicht die größte Sorge der Stadt: Es müsse langfristig eine Lösung geben, sonst könnte sich in Nordrhein-Westfalen eigentlich kein Möbelhaus mehr ansiedeln. Und die derzeitige Ikea-Ansiedlung in Köln habe auch funktioniert, so Volmerig.
Dort wurde die Gesetzesnovelle mithilfe der „Kölner Liste“ umgangen, die aufzählt, was „zentrenrelevant“ ist, dabei aber vieles weglässt, was bei Ikea zum Angebot gehört, zum Beispiel Matratzen, Lampen und Teppiche. Damit hat sich die Verkaufsfläche der zentrenrelevanten Artikel gleich verkleinert.
Bleibt die Frage, ob Wuppertal beides haben kann: Ikea und die Fertighausausstellung? Denn Letztere kann sich nur für den neuen Standort oder gegen die Stadt entscheiden, weil ihr das Grundstück nicht gehört. Und so habe man sich darauf verständigt, dass „jeder jetzt erst einmal seine Hausaufgaben macht“, heißt es aus Fellbach. Die wirkliche Entscheidung wird allerdings keiner von beiden, sondern allein Ikea treffen.